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Private Lines
      



Berlin , 28. Juni 2003     13:07 Uhr


Es ist heiß, sehr hell.
Beinahe jähzornig versucht die Sonne jeden Winkel zwischen den Strassen und Häuserschluchten zu erhellen.
Dort wo es ihr nicht gelingt macht sie mit drückender Hitze auf sich aufmerksam.
Leichter Wind, zu warm um zu erfrischen und getränkt mit Gerüchen der Stadt und der Strassen , bewegt die wenigen Grünpflanzen, den Staub, ein achtlos herumliegendes Papier…..

Menschen plagen sich über die Gehwege und Plätze, taschenbehangen und in Eile….nur wenige gehen entspannt an den Schaufenstern und Läden vorbei. An einer roten Fußgängerampel sammeln sich ungeduldig die Menschen.
Kaum ist es wieder grün, drängen sie sich platzsuchend weiter.

Ich stehe an einer Kaufhausecke und überblicke die Gegend um mich zu orientieren. Die Sonne blendet mich durch den seitlichen Rand meiner Brille und ich muss ein paar Schritte gehen um wieder klar zu sehen. Dabei gerate ich beinahe an einen Pflanzenkübel den ich nicht wahrgenommen habe.


Erst jetzt werde ich auf den Lärm aufmerksam der überall zu sein scheint. Dazwischen, ohne die Richtung zu kennen höre ich Musik - dumpfe, gleichmäßige Töne scheinen es zu sein. Ich versuche noch einmal angespannt die Richtung aus der die Töne kommen zu erfassen. Wie ein Wink gibt in diesem Moment der leichte Lufthauch dem Sound eine Herkunft. Da ist sie wieder, meine Orientierung, dort will ich hin.
Gezielt wähle ich nun den Weg und gehe rasch in Richtung der Quelle, gebe meinen Freunden die mit dabei sind ohne Wort zu verstehen wohin wir wollen ....

Bald glaube ich es zu sehen und die kräftigen Beats werden lauter. Es will sich Bewegung zum Rhythmus in mir ausbreiten, aber es ist noch zu früh, zu weit weg , als das es mich ganz packen könnte.
Jetzt bin ich selbst einer der ungeduldigen in den Strassen.....Ich bin den anderen ein paar Meter voraus und kann noch vor Ihnen die volle Kraft der Musik spüren, als ich an der Mündung zur nächsten Strasse stehe.


Plötzlich wird es Eng und Menschen stehen in Grüppchen herum , trinken , rauchen , lachen , wiegen zur Musik.
Seltsame Gestalten, vermeintlich normale…..ach ja ..es ist Christopher Street Day …kein Wunder. Ich ertappe mich wie ich mich umsehe und prüfe ob mich ein gleichgeschlechtlicher mustert…keine Anzeichen.
Nach ein paar Metern geht es fast nicht mehr weiter ….alles ist sehr laut, die volle Wucht der Technobeats aus den Lautsprechern eines der Buntgeschmückten, vorbeifahrenden Fahrzeuge der Parade erwischt mich mit voller Wucht.


Endgültig verloren….ich muss mich bewegen.!!


Meine Nackenhaare und Wimpern vibrieren , jede Zelle meines Körpers schein von derunsichtbaren Kraft des Schalls erfasst in Schwingung zu sein. Ich habe meine Freunde vergessen, tanze und schaue gespannt auf die teils halbnackten , Homosexuellen, Lesben auf dem Wagen mit Ihren nahezu durchgänig schönen Körpern – bin seltsam fasziniert, was es doch alles gibt...



Ich beginne leicht zu schwitzen, will etwas sagen, aber das Wort geht im unglaublichen Druck der Musik unter.
Ok , bis der Wagen vorbei ist gibt es dann wohl nichts zu sagen….

Trommeln , Beats , Melodie...

Dann zieht der unmittelbare Lautsprecherbereich vorbei - trotzdem - es ist immer noch extrem laut, wenn auch der konzentriert Schall jetzt die Menschen wenige Schritte neben mir erfasst und ihnen das Adrenalin ins Gesicht drückt. Ihre Augen leuchten...nein, ein
Lächeln kann von Ihnen niemand unterdrücken, geschweige denn die Bewegung. Glückshormone ?
Sah ich eben auch so aus???

Es scheint etwas tief instinktives und ursprüngliches in dieser Musik zu liegen. Ein überdimensioninaler Herzschlag ? Längst verlorene Urlaute die vielleicht unser animalisches Bewusstsein wecken.

Näher am Leben kann man kaum sein, denke ich, mehr kann man es nicht spüren, die Kraft der Dinge …ich habe die meisten Dinge um mich herum soweiseo vergessen bin nur noch da um optische und akustischen Eindrücke in gewaltigen Mengen zu verarbeiten.

Nun bemerke ich einen meiner Freunde wie er etwas zu mir sagt – den Lippen nach und der Richtung wohl …etwas mit Trinken oder so ähnlich?! …ich nicke einfach und verliere ihn dabei aus dem Blickfeld…er wird unterwegs sein…habe es bereits wieder vergessen…bin nur noch Bewegung und Musik…und fasziniert..

WOW !
I`ve got the Power !!!!!!!!!!!!!!!!!



in Berlin am 28.Juni 2003 13:36 Uhr






Carinio




 
   
   
   
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